1. Internationals Spätburgunder Symposium – ein Rückblick

Internationales Spätburgunder SymposiumNun ist es geschafft. Nach 18 Monaten der Planung ist am vergangenen Wochenende das erste Internationale Spätburgunder Symposium in Bad Neuenahr über die Bühne gegangen. Alexander Kohnen vom International Wine Institute und Frank Mies von der Shapefruit AG zeichnen als Veranstalter verantwortlich und ich muss ganz ehrlich sagen: RESPEKT !!!

Während eines kleinen Get togethers mit vielen der ausstellenden Winzer und zahlreichen Journalisten am Freitagabend auf dem Weingut Jean Stodden, wurde in einer Blindverkostung die Entscheidung für den Grand Pinot Noir Award ermittelt. 33 Spätburgunder der Jahrgänge 2005 bis 2010 aus acht Ländern und von drei Kontinenten galt es zu probieren. Keine einfach Angelegenheit fand ich, weil sich in Verkostung Pinot Noir AwardBlindproben oftmals die kräftigeren, opulenteren Weine durchsetzen, da sie im ersten Moment stärker ins Auge fallen – oder besser gesagt: am Gaumen mehr imponieren. Zudem war das Gesamtniveau der Weine schon sehr hoch. Umso mehr habe ich versucht bei der Verkostung mehr auf Ausgewogenheit zu achten.

Zusätzlich habe ich mir eigene Notizen gemacht, bei denen ich versucht habe die Weine den Herkünften zuzuordnen. Es blieb aber beim Versuch, wie ich nachträglich beim Blick auf die Weinliste erkennen musste. Mehrere Weine zu denen ich mir notiert hatte, dass sie aus wärmeren Gefilden stammen, entpuppten sich als Süd-Badener. Andere Weine, zu denen ich mir auch ein „W“ für „warm“ notiert hatte, kamen aus der direkten Umgebung, von der Ahr. Na gut. Am Kaiserstuhl ist es schon warm und die Ahr hat auch ein ganz eigenstädiges, wärmes Klima, sonst würde hier ja nicht vorwiegend Rotwein angebaut werden.
Meine persönlichen Favoriten waren:

  • 2008 Donatsch Pinot Noir «Unique» vom Weingut Donatsch aus der Schweiz
  • 2009 Reserve***R, Endinger Engelsberg vom Weingut Knab vom Kaiserstuhl
  • 2006 Gantenbein Fläsch vom Weingut Gantenbein aus der Schweiz

Auch wenn ich meinem Ziel, eher auf Ausgewogenheit und Eleganz zu achten recht nahe gekommen bin, ärgere ich mich ein wenig über mich selber, da meine regionalen Einschätzungen dann doch wieder nicht präzise genug waren. Da muss ich wohl noch üben.


Der Tag des Symposiums

Am Samstagvormittag ging es mit dem Symposium dann richtig los. Der große Konferenzsaal des Dorint Parkhotel Bad Neuenahr war für rund 150 Teilnehmer vorbereitet. Der Platz wurde auch benötigt, da das Symposium bis auf den letzten Platz ausgebucht war. Sechs Vorträge zu ganz unterschiedlichen Themen rund um den Spätburgunder wurden geboten. Meine persönlichen Highlights waren zum einen die Ausführungen von Markus Del Monego über das unterschätzte Lagerpotential des Spätburgunders. Mit dem 1959 Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder „Cabinet“ der Staatsweingüter Kloster Eberbach wurden die Ausführungen eindrucksvoll unterstrichen. Der Wein zeigte zwar eine deutlich ziegelrote Farbe und war in der Nase von Unterholz- und Trockenobstaromen geprägt, wirkte am Gaumen unglaublich fein, elegant und zart, ohne dabei in irgendeiner Form alt oder zerbrechlich zu wirken.

1959 Assmannshäuser Höllenberg       1959 Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder "Cabinet"

Prof. Dr. Ulrich FischerDie zweite für mich herausragende Session des Tages wurde von Prof. Dr. Ulrich Fischer vorgetragen. Unter dem Titel „Oenologische Vielfalt des Spätburgunders: Vom Blanc de Noir bis zum Pinot Noir Kultwein“ referierte Professor Fischer anschaulich über die Möglichkeiten den späteren Wein durch gezielte An- und Ausbaumaßnahmen zu optimieren.

Sehr technisch, aber hoch-spannend, da die Untersuchungen sehr gut anhand von Schaubildern und Diagrammen visualisiert wurden.

Bis auf einen Ausfall – bei dem ich den Eindruck hatte, dass der Sprecher vergessen hatte sich vorzubereiten – waren auch die anderen Sessions hervorragend. Besonders gut haben mir dabei auch die sehr persönlich vorgetragenen Worte von Walter Schug gefallen, bei denen immer wieder gelacht wurde, beispielsweise über diesen Satz:

Einem Cabernet Sauvignon kann man in den Bauch treten. Dann grunzt er und steht wieder auf. Pinot Noir hingegen ist eine Diva.

Gläser ...Ein kleiner Blick hinter die Kulissen lässt erahnen, welche Menge an Gläsern alleine beim Symposium gebraucht wurden …

Am gesamten Wochenende kamen insgesamt knapp 8.000 Weingläser zum Einsatz.
Ich wollte da nicht anschließend händisch polieren müssen !!!

Aber bei einem Hauptsponsor wie Zwiesel Kristallglas sollte auch das kein Problem sein.

 

 


 Gala-Abend

Der Abend begann für Sigi Hiss und mich mit einem Verkostungsmarathon: Alle Flaschen 2005 Échézeauxfür das bevorstehende Galamenü mussten vorverkostet werden. Bei solche einem Kreis von Kennern und Profis durfte es nicht passieren, dass eine fehlerhafte oder korkige Flasche ausgeschenkt wurde. Was es heißt, von zehn Weinen (zwei Weine waren glücklicherweise mit Schrauber verschlossen und damit musste jeweils nur eine Flasche vorverkostet werden) jeweils rund 30 Flaschen für die über 200 Gäste zu verkosten, kann das anschließende Mundgefühl wahrscheinlich nachvollziehen. Aber es gab dabei auch angenehme Momente, denn wie oft kommt man dazu einen 2005 Échézeaux Grand Cru der Domaine Romanée Conti gleich aus 18 Flaschen zu verkosten? Umso schmerzlicher, wenn man auch eine dieser Flaschen aussortieren muss …

Dass der Galaabend an sich ein Hochgenuss war, muss man bei einem genialen Koch wie Hans Stefan Steinheuer schon fast nicht mehr erwähnen. Ich mache es trotzdem, da ich einen enormen Respekt für die gezeigte Leistung habe. Alleine die Vorstellung, wie es möglich ist für 200 Gäste auf diesem Niveau zu kochen, ist für mich kaum in Worte zu fassen. Chapeau !!!

Zu meiner großen Freude als bekennender Biergeniesser, hatten es sich die Organisatoren Von Mühlenauch nicht nehmen lassen, zur After-Show-Party ein frisch gezapftes Mühlen Kölsch anzubieten. Eine wohltat! Zudem wurden noch eine Bierspezialität der Brauerei zur Malzmühle angeboten: das adlige „Von Mühlen“ wird als „Feynbier mit original IOC Champagnerhefe“ bezeichnet und wird dementsprechend auch in Schaumweinflaschen abgefüllt und mit Pilzkorken verschlossen.

Der erste Eindruck – nach einem langen Tag und mit strapaziertem Gaumen – war sehr gut. Daher muss ich mich mit diesem Bier in Kürze nochmals näher beschäftigen.


Sonntag – die Leistungsschau

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der sogenannten „Leistungsschau„.  Hinter diesem ISSeher für Argarmessen gebräuchlichen und etwas sperrigen Begriff verbarg sich eine Tischpräsentation von 37 Weingütern, welche insgesamt 160 Pinot Noirs den weit über 350 Fachbesuchern vorstellten. Die Herkünfte waren ebenso international, wie es der Name des Symposiums ankündigte. Die präsentierten Spätburgunder kamen nicht nur aus Deutschland (Ahr, Baden, Franken, Mosel, Pfalz und Württemberg), sondern auch aus Frankreich, Österreich, Neuseeland, der Schweiz, Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika (Kalifornien und Washington).

Meine persönlichen Highlights der Präsentation waren die gereiften Weine, welche etliche Winzer mit im Gepäck hatten.

  • 2005 Schelinger Kirchberg Spätburgunder RS vom Weingut Schätzle aus Baden
  • 2001 Pinot Noir No. 3 vom Schlossgut Bachtobel aus der Schweizer AOC Thurgau
    und ganz insbesondere der
  • 2001 Spätburgunder „Reserve“ vom Weingut Bernhard Huber aus Baden

Begleitet wurde der Präsentationstag von zahlreichen Workshops zu unterschiedlichen 1996 Blauer Spätburgunder "SJ"Themen rund um den Spätburgunder. Während seiner morgendlichen Session zeigte Sigi Hiss dabei beispielsweise „Deutsche reife Spätburgunder“ auch aus schwierigen Jahren wir 2000 und 2003, die sich noch sehr gut präsentierten.

Der noch ältere 1996 Blauer Spätburgunder »SJ« von Karl H. Johner krönte jedoch diese Session und zeigte sich fast noch jugendlich. Selbst die eigens angereisten Johners (Vater und Sohn) zeigten sich nicht nur erfreut, sondern auch überrascht darüber, wie sich der Wein nach nunmehr über 15 Jahren präsentierte.

Vermisst habe ich bei der Präsentation Weingüter aus dem Rheingau (vielleicht hatten die aber mit dem Rheingau Gourmet Festival alle Hände voll zu tun) und mehr Vertreter aus Burgund, der Region welche man international am stärksten mit der Rebsorte Pinot Noir verbindet. Eine mögliche Begründung hierfür lieferte der Master Sommelier Frank Kämmer in seinen ausgebuchten Workshops über das Burgund. Zahlreiche Winzer der Region produzieren Terroirweine mit denen sie die Charakteristik der jeweiligen Lage ausdrücken wollen. Die Rebsorte sei dabei nur ein Mittel zum Zweck, so der Burgundexperte.

Alles in allem hat mich dieses Symposium absolut überzeugt und ich finde es eine beachtliche organisatorische Leistung, welche Alexander Kohnen und Frank Mies mit ihren Teams an diesem Wochenende gestemmt haben. Nun heißt es, sich gleich den Termin für das zweite Spätburgunder Symposium zu notieren, welches am 22. und 23. Februar 2014 stattfinden soll.

 

4 Gedanken zu „1. Internationals Spätburgunder Symposium – ein Rückblick“

  1. Passend geschrieben. Es war eine gelunge Veranstaltungen. Schade fand ich nur, daß die Podiumsdiskussion ins Wasser gefallen ist. Das der Spätburgunder von Enderle & Moll kurz ein bisschen „Rock´n Roll“ in die Diskussion gebracht haben – wär hätte das gedacht.
    .

  2. „… 
    ärgere ich mich ein wenig über mich selber, da meine regionalen Einschätzungen dann doch wieder nicht präzise genug waren. Da muss ich wohl noch üben.“
    Nicht ärgern, es ist heutzutage extrem schwer geworden die Region, geschweige denn ‚Terroir‘ überhaupt noch zu identifizieren. In der Regel gelingt das nur bei extrem typischen Vertretern:http://vinositas.com/terroir/ 
    Mit vinophilem Gruß, Joachim Kaiser

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